Geboren 1936 in Golbey ()
Lebt und arbeitet in Issigeac (Frankreich )
Biographie
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Biographie

Martial Raysse, wird 1936 in Golfe-Juan, Frankreich geboren ; seine Eltern sind Keramiker Der berühmte Künstler, dessen Werk sich durch Abwechslungsreichtum auszeichnet, gehörte der « Schule von  Nizza » an. In seiner Arbeit näherte er sich nacheinander dem Nouveau Réalisme, der Pop Art oder der Arte Povera, bevor er zu einer klassischeren Malweise zurückkehrte.


Er interessiert sich zunächst für die Literatur, die er an der Universität in Nizza studiert, bevor er sich der Malerei und Bildhauerei widmet und 1957, mit 21 Jahren, zum ersten Mal in der Galerie Longchamp in Nizza (zusammen mit Claude Gilli und Albert Chubac) ausstellt. 1960 definiert der Kritiker Jean Restany das Konzept des « Nouveau Réalisme », um die von acht Künstlern gebildete Bewegung zu beschreiben : Martial Raysse, Yves Klein, Daniel Spoerri, Arman, Raymond Hains, Jean Tinguely, François Dufrêne und Jacques Mahé de la Villeglé (1961 schliessen sich César, Mimmo Rotella, Niki de Saint-Phalle und Gérard Deschamps ebenfalls der Bewegung an, 1963 Christo). Die Nouveaux Réalistes, alle bei der ersten Biennale de Paris im Oktober 1959 vertreten, lehnen sich gegen die damalige abstrakte Malerei auf : Sie wollen eine Kunst machen, die mit der Wirklichkeit verbunden ist und arbeiten ausgehend von Objekten des Alltags, die sie zusammentragen, sammeln und verändern. Pierre Restany schreibt in dieser Zeit über Martial Raysse, dass er « den Beweis führt, dass der Nouveau Réalisme Einfluss auf die Wirklichkeit nehmen kann. Er ist das eindeutigste Beispiel für eine Kunst, die sich als aktives Handeln versteht ».[1]


1962 nimmt Marital Raysse an der Ausstellung « DyLaby » (Dynamisches Labyrinth) im Stedelijk Museum in Amsterdam teil. Das Dynamische Labyrinth besteht aus verschiedenen Environments vor allem von Niki de Saint Phalle, Daniel Spoerri, Jean Tinguely und Robert Rauschenberg. Raysse präsentiert einen künstlichen Pop-Art-Strand mit Sonnenschirmen, Plastikreifen und Aufstellern mit pin-up-artigen Bildern von Bikinischönheiten in leuchtenden Farben. Diese Mischung aus Materialien, Objekten und Malerei, aus fotografischen, mit Farbe bearbeiteten Reproduktionen, sind bezeichnend für seine ersten Werke ebenso wie für seine « Objekt-Bilder ». Die «Baigneuses » (Badenden), inspiriert von Brigitte Bardots Figur, kündigen die Verfremdungen berühmter Bilder an, wie zum Beispiel Die grosse Odaliske von Ingres, die er 1964 in Made in Japan – La grande odalisque neu gestaltet und koloriert. Marial Raysse macht sich mit der Bildgestaltung von Supermärkten, der Werbung und  den Illustrierten vertraut und bringt sie in sein Werk mit ein. So zeigt er in seiner Arbeit, «Hygiène de la vision», ghzeitig Kritik und Abbild des Glanzes der Konsumgesellschaft der 1960er Jahre, ein glattes und steriles Bild der modernen Welt. In den sechziger Jahre erlangt er künstlerische Popularität in den Vereinigten Staaten, wo die Pop Art explodiert; ab 1961 beteiligt er sich regelmässig an Ausstellungen in New York. 1966 gewinnt er bei der Biennale von Venedig den Preis für junge Künstler.


Martial Raysse greift, ausser auf die Vewendung erschaffener Objekte in seinen Werken, auch auf verschiedene Materialien und Formen zurück : Fotografie, Siebdruck, Fotokopie, Film und Video. In der Installation mit dem Titel Identité, maintenant vous êtes un Martial Raysse, stellt der Künstler einen geschlossen Videokreis her, der es ermöglicht, das Bild des Besuchers mit einzubeziehen. Er befasst sich ebenfalls mit dem Film und verfährt dabei ähnlich wie in seinem künstlerischen Werk : er konzentriert sich auf starke Kontraste, chromatische Umkehrungen und eine flächige Verwendung der Farbe.


Er entdeckt ausserdem Neon, das zusammen mit Plastik zum Bestandteil seiner Arbeit in den sechziger Jahren wird (1964 America, America und 1965 Peinture Lumière) : « Es geht um die lebendige Farbe, um Farbe über die Farbe hinaus. » Mit der Benutzung von Neon unternimmt er es, einige Klassiker der Kunstgeschichte neu zu interpretieren, vor allem die Werke von Ingres und Lucas Cranach .


In der Folge entfernt er sich nach und nach von der Verwendung von Plastik, vereinfacht seine Werke und realisiert vor allem « Formes en liberté ». Diese zeigen Bilder von Frauengesichtern, reduziert auf Umrisse und klare Konturen, ausgeschnitten aus Karton oder Stoff oder auf eine Mauer projiziert.


Als sich die Nouveaux Réalistes 1970 auflösen, verändert sich Martial Raysses Arbeit. Er wendet sich einer traditionelleren Malerei und Bildhauerei zu, die von klassischen und naturalistischen Themen bestimmt sind. Ende der 1980er und im Laufe der 1990er Jahre setzt er sich mit historischen und mythologischen Inhalten auseinander. 1989 gestaltet er auf der Place d’Assas in Nîmes zwei Brunnen mit symbolischen Tiergestalten und allegorischen Figuren. Er entwirft ebenfalls eine Briefmarke für die französische Post (Visage d’enfant, 1992). Es entstehen Mosaiken, vor allem die Metopen des Conseil Economique et Social français (La Liberté, L’Egalité, L’Espoir, Le Travail etc., 1992)


Martial Raysse lebt und arbeitet in Issigeac in der Dordogne. Zwei grosse Retrospektiven wurden ihm gewidmet, 1981 im Centre Georges Pompidou und 1982 in Antibes im Musée Picasso.


 


Emilie Benoit 
 





[1] Pierre Restanw, Arts, 4. Oktober 1961