Geboren 1963 in Paris ()
Lebt und arbeitet in Paris (Frankreich )
Biographie
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Biographie

Claude Closky macht 1980 in Paris das Abitur und geht anschließend auf die Pariser Kunsthochschule.1984 ist er Mitbegründer des Kollektivs Les frères Ripoulins 1, eine Gruppe im Einflussbereich der Figuration Libre. In dieser Zeit benutzt Claude Closky die Werbeflächen der Pariser und New Yorker Straßen, um seine Arbeiten auszustellen. In seinem Schaffen wendet er sich dann Kompositionen zu, in denen Form und gewerbliches Logo miteinander rivalisieren. Er überträgt diesen neuen Ansatz auf den Computer.

1989 entstehen Claude Closkys erste Bücher und "erste" Zeichnungen.

Ein wenig wie Anna Karina, die in einem Film Jean-Luc Godards am Strand entlangläuft und schreit: "Was kann ich nur tun? Ich weiß nicht, was ich tun soll!", so geht auch Claude Closky in seinen Zeichnungen von unkomplizierten Situationen aus: "Ich habe keine Ahnung". Dieser Ausgangsgedanke verwandelt sich in den Wunsch, zu zeigen, dass er keine Ahnung hat: "Ich bediene mich dieser Unfähigkeit, irgend etwas tun zu können, um etwas tun zu können". Eine ähnliche Entwicklung, wie bei Marcel Broodthaers, der über Nichtstun zur Kunst kommt: Ich habe mich gefragt, ob ich nicht etwas verkaufen könnte", schreibt letzterer in einem Ausstellungstext in den Sechzigerjahren. So entstehen bei Claude Closky ein freihand gezeichneter Kreis, eine Wimper, einige Leberflecken usw., d.h.
Zeichnungen, die keiner besonderen Technik bedürfen und deren Effizienz die Ästhetik in den Hintergrund stellt. Untätigkeit wird zum treibenden Motor des Schaffens. Der Künstler nimmt kleine Ausrutscher in seinem Alltag zum Anlass, Assoziationen zu kreieren. Neue Einteilungen entstehen, die durch die eingeordneten Gegenstände selbst angezeigt werden. Nehmen wir ein Beispiel: das Ordnen von Marken durch die Zahl, die Teil des Namens ist: Mobile 1; Action 2; Aquafresh 3; Isio 4; Label 5; 5 de Savoie; 7 up… Das gleiche gilt für Marken von A bis Z.
Craven A; Agnès B bis Télé Z." 2. Oder auch die numerierten Parfums Parfums numérotés 1994. Das Zeichen einer Marke verliert an Wert zugunsten einer flüssigeren Lektüre.

Bei den Büchern geht es um den Begriff des Inventars. Der Katalog Closky (1989) enthält zahlreiche "hochschwangere" Werke, zukünftige Produktionen 3.
Die Autogrammhefte bilden Zeichenfolgen, deren Vollständigkeit über die Seitenzahl der einzelnen Werke definiert wird. Der textuelle Inhalt der Bücher wird dagegen aus unterschiedlicher Perspektive betrachtet. Claude Closky bearbeitet bestehende Serien nach dem Prinzip der ihnen zugrundeliegenden Taxonomie (Les 365 jours de l'année 1991 classés par ordre chronologique) [Die 365 Tage im Jahr 1991 in chronologischer Reihenfolge]. Er bearbeitet sie nach einem abwegigen taxonomischen Prinzip (Les 365 jours de l'année 1991 classés par ordre de taille) [Die 365 Tage im Jahr der Größe nach geordnet]; er erfindet subjektive Serien, die nach einem konventionellen System aufgebaut sind (Tout ce que je peux avoir, 1994) [Alles was ich haben kann]; er aktualisiert Entsprechungen, die von einem ganz speziellen Blickwinkel aus wahrnehmbar sind 3. Der Künstler komponiert Bücher mit Abfolgen von Collagen, die aus Zeitschriftenwerbung stammen. "Ich beschäftige mich bei meiner Arbeit mit allem, was durch den Alltag banal geworden ist, mit allem, was man nicht mehr in Frage stellt, mit den Automatismen, die das tägliche Leben ausmachen (1995).

Wie in seinen Büchern spricht Claude Closky in seinen Videos eine bereits existierende Realität an (Werbung, Kinemathographie…). Er schneidet und zerlegt Sequenzfolgen, entfernt in filmischen Erzählungen die Ursachen und lässt nur noch die Effekte. Er spielt Sensationen auf einem Endlosband ab, und das - ähnlich wie bei bestimmten Werken Dara Birnbaums – ohne jeglichen Kontext; er lässt den Effekt im Dekorativen erstarren. 200 bouches à nourrir (1994)opfen] zeigt eine Auswahl an Szenen, in denen "etwas in den Mund gesteckt wird", Szenen die aus einem drei Tage lang aufgezeichneten Fernsehprogramm ausgeschnitten wurden; in En avant (1995) sammelt er Bewegungen aus einhundert Actionfilmen, die er sich im Videoclub geliehen hatte; in Ski à Val d'Isère (1997) oder Un tour à la campagne (1997) zeigt er Bilder aus Videospielen und damit neue zeitlich-räumliche Bereiche. Die Videogramme Claude Closkys stellen den Zusammenhang zwischen Sprache und Serie in Frage (Hydrastar, 1997). Es kommt vor, dass er den Stoff eines Videos aufzeichnet und ihn anschließend bearbeitet, wie in Blanc, rouge, bordeaux, gris métallisé, noir (1995), wo der gleichmäßige Verkehrsfluss auf einer Autobahn gezeigt wird und die Fahrzeuge farblich geordnet fahren. In den Videomontagen Claude Closkys haben alle Aufnahmen den gleichen Wert. Eine Äquivalenz, die auf das ganze Werk zutrifft, - gleich den Prinzipien Robert Fillious ("gut gemacht", schlecht gemacht" und "nicht gemacht" haben künstlerisch betrachtet die gleiche Tragweite.)

Claude Closky benutzt die Fotografie – ob originell oder nicht: Auchan (1992), Firmenlogos, die einen Buchstaben enthalten, den er wieder in ein Alphabet zurückplaziert.
"Ihre Form (ihr Design) macht aus ihnen vollwertige Bedeutungsträger, - denn sie verkörpern eine ganz spezielle Marke -, und ihr Inhalt (der Buchstabe) neutrale Elemente, die nur in Verbindung mit anderen Buchstaben einen Sinn ergeben können. Einander widersprechende Lesarten eines selben Zeichens, die eine gewisse Spannung hervorrufen." (Claude Closky). In 100 photos qui ne sont pas des photos de salles de bains et 100 photos qui ne sont pas des photos de cuisines (1995) [100 Fotos, die keine Badezimmerfotos sind und 100 Fotos, die keine Küchenfotos sind] zeigt er Fotos, in denen alles so eingerichtet ist, dass es sich mit einem möglichst breiten Spektrum unserer Wünsche deckt, entgegen einer Besonderheit oder einer standardisierten Ästhetik. Sein Werk 1000 objets de 1 à 1000 francs [100 Gegenstände zwischen 1 und 1000 Francs] (1993) umfasst Vervielfältigungen aus Supermarktkatalogen in einer Folge, die aus dem Preis die Maßeinheit des Wunsches macht: "Ich habe ihre Logik einfach etwas weiter getrieben, ich habe sie ernst genommen".

Claude Closky ist ein Multimediakünstler, der sowohl mit dem Ton (Hörversion Plus de 300 petits prix, 1992), als auch mit dem Gegenstand (Toutes les façons de fermer une caisse en carton, 1989), dem Video (Brrrraoumm, 1995), der Zeichnung (Sans titre (1500 frises), 1992), der Fotografie (Objets en lévitation dans la cuisine und Soucoupes volantes, 1996), der Tapete (Sans Titre (Cosmétiques), 1997), dem Buch (Mon catalogue, 1999), der Installation (O.S.G, 1997-98), Darstellungen im Web 4 und Aktionen in der Stadt (Blabla, 1998, Paris, Metrostation "Pyramides") arbeitet. Eine produktive Vielfalt, in der die Taxonomie mit einer existentiellen Sorge verbunden wird: "der Angst vor der Untätigkeit und deren Folge. Das Bedürfnis nach Zerstreuung und die Gewohnheit, von einem Ausdrucksmittel zum anderen überzuwechseln, um seine Fähigkeit nicht einzuschränken, schnell und richtig zu reagieren." 3.
Claude Closky bedient sich der Zeichensättigung in unserer Gesellschaft und versucht, diesen Code in Frage zu stellen: "Ich verwende alles, was banal ist und am Ende durchsichtig wird. Ich recycle. Ich setzte bei meinen Videos "Junk mail" ein: Werbeprospekte, Tageszeitungen, TV-Bilder. Oder meine eigene Zeit, wenn ich das Telefonbuch kopiere." (1977).

Sein Schaffen folgt auf die Pop Artserien , Nachfotografien des "Simulationismus" und das Recyclen industrieller Artikel zu einer minimalistischen Popästhetik derer, die sich dies "aneignen". In einer Welt,die Normen der Gesellschaft vorschreibt, nutzen die Künstler diese Wertesystem. "Ich habe mich aus den gleichen Gründen dafür entschieden, künstlerisch tätig zu werden, aus denen ich beschlossen habe, eine Konto bei der Société Générale zu eröffnen: nämlich um mir zu helfen, meine Unabhängigkeit voll und ganz auszuleben… "5
In seinem Werk betrachtet Claude Closky unsere Werbeumwelt mit einer gewissen Distanz: Er begnügt sich damit, die Bilder und Worte dieser Welt zu isolieren, um uns deren Mechanismus besser aufzuzeigen. Sein Werk könnte mit Künstlern bzw. Künstlerinnen wie Jenny Holzer verglichen werden. Sie entwirft ihre Produktionen an einem Modell des Slogans und setzt die Strukturen der Medien ein; oder auch Sylvie Fleury, die die Welt der Werbung transponiert und verwertet: "Ich zeige die Dinge, wie sie sind; auf diese Art und Weise erläutere ich die Instrumente und Mechanismen, die aus ihnen das machen, was sie sind"; oder auch Barbara Kruger, die mit den Clichés arbeitet, mit denen der Verbraucher konfrontiert wird; und Richard Prince, der eine gewisse Zeit in der Schnittabteilung des Verlags Time-Life in New York arbeitete, bevor er sich Marketing-Bildern aneignete.
Zahlreiche Werke in Form von Identifikationskennzeichen.

"Nehmen Sie Ihren Körper aktiv in die Hand. Überwachen Sie die Verteilungswerte […]. Warten Sie nicht, bis sich die ersten Symptome zeigen. Zeigen Sie sich von Ihrer besten Seite.
Unterschätzen Sie nicht ihre Inspiration. Nehmen Sie am großen Herbst-Wettbewerb teil…"6

Dominique Garrigues

1 Pierre Huyghe gehört unter anderen zu diesem Kolletiv.
2 Olivier Zahm und Claude Closky, "Ma petite entreprise", Purple Prose, September 1994.
3 Siehe F. Paul, Claude Closky, Paris, Hazan, 1999 [insbesondere der Vergleich der Zeichnungen von Claude Closky und W. Wegman].
4 www.arpla.univ-paris8.fr/closky/
5 Claude Closky, Purple Prose, März 1999 (Antwort in Form eines Slogans).
6 Claude Closky, Osez, Paris, Verl. Galerie Jennifer Flay, 1994.