Lip, 1999

Betacam numérique PAL, couleur, son


Lips zeigt eine Montage amerikanischer Filme von den 30er Jahre bis heute, in denen die Rollen von Mägden, Köchinnen und anderen Hauswirtschaftsfrauen von Schwarzen Frauen bekleidet werden. Die Montage widersetzt sich einer einseitigen Interpretation, indem sie zwischen Vergangenheit und Gegenwart navigiert, so dass das Eine auf das Andere abfärbt, und eine ganze Palette unerwartet nuancierter Verhaltensweisen der Bediensteten zum Vorschein kommt. In der Tat, wenn die Hausmädchen in gewissen Filmausschnitten schlecht behandelt werden, zeigen sie in anderen Stücken trotz niedriger sozialer Position eine Tendenz zur Unverfrorenheit und zur frechen Widerrede. Sie belegen vor allem, dass sie von der angeblichen Überlegenheit ihrer Hausherren nicht viel halten.Tracey Moffatt liefert wie gewohnt keine vorgekaute Moral. Dabei wäre eine Stellungnahme kaum anfechtbar, welche den Platz denunzieren würde, der schwarzen Schauspielerinnen im amerikanischen Kino übriggelassenen wird. Tatsächlich zeigt Lips, auch wenn der Ton amüsant und voller Witz ist, nicht minder offen den engen und kleinlichen Spielraum auf, den Hollywood den farbigen Frauen eingeräumt hat – die Auftritte der Schwarzen beschränken sich auf stereotype Rollen.

Isabelle Aeby Papaloïzos