Soundings, 1979

NTSC, Ton, Farbe


Gary Hill bedient sich in Soundings keiner verfeinerten Tontechniken, wie er dies z.B. bei Glass Onion und Black / White / Text mit dem Feedback tat. Er benutzt gängige Produktionsarten, so zum einen den Lautsprecher und zum anderen das älteste Verfahren überhaupt: der Ton, der durch eine Handlung erzeugt wird. Die Klangspiele werden über die Beziehungen, die zwischen Ton, Bild und gesprochenem Text entstehen, in die Problematik des Video integriert. Der Ton, den man hört, ruft keine freien Vorstellungen im Geiste hervor, da in jeder Bildfolge live gezeigt wird, wie dieser Ton erzeugt wird. Der Monolog zentriert den Gedanken des Betrachters durch die Beschreibung der Performance auf das Bild. Jede Bildfolge verweist auf den Ton, indem die Vibrationen der Membran gezeigt werden, wenn der Klang der Off-Stimme durch die Lautsprecherbox schallt, wodurch Text, Bild und Klang zu einem einzigen Ereignis zusammengefaßt werden. Der Text führt andere Begriffe bezüglich des Tons ein: Positionen im Raum, das Imaginäre, die Erzählung, die Klangfarbe, das Störgeräusch usw.
In den sechs Filmfolgen wird ein kulturelles und klangliches Resonanzspiel und Variationen über den Zustand des Lautsprechers als Objekt gezeigt. Die Intensität der Vorgänge nimmt allmählich zu. Das anfängliche zarte Streichen über die Membran endet in ihrer Zerstörung durch das Feuer. Die Wiederherstellung des Klangs durch den Lautsprecher benutzt die Luft. Gary Hill fügt die drei andere Elemente nach und nach hinzu: den Sand (Bezug zur Erde), das Wasser und das Feuer. Die Berührung ruft Assoziationen mit der Haut wach. Auch der Text beruft sich darauf als eine Grenze in der Beziehung zu anderen. Der Sand und das Wasser verwandeln die Stimme, vergraben den Klang und zeigen seine physikalischen Gesetze auf. Die Bildfolge mit dem Sand wurde isoliert und in einem anderen Video mit dem Titel Mediation 1986 neu bearbeitet. Das Festnageln des Objekts legt die Stimme, die durch die Lautsprecherbox weitertransportiert wird und die Umgebungsgeräusche, die durch die Handlung entstehen übereinander. Die Membran wird am Ende paradoxerweise verbrannt, was vielmehr die Natur ihres Material als eine Lauterzeugung enthüllt.
Der Inhalt des Videos ist visuell betrachtet sehr komplex; er beschreibt die Handlungen und enthüllt eine formalistische Bearbeitung des Bildes, die für die zeitgenössische Kreation charakteristisch ist. Der Lautsprecher wird in ocker- und rosafarbene Monochrombilder eingeblendet. Raster aus hellgrauen Strichen auf dunklem Hintergrund erinnern an Fragestellungen aus der Moderne und Postmoderne: das Gitter und seine Zerlegung. Der auf rosafarbenen Untergrund geschriebene Satz erinnert schließlich durch die Formulierung des Prozesses im Kunstwerk an die Prozeßkunst. Soundings ist eine Modellierung des Klangs in einer plastischen Sprache.

Thérèse Beyler