Hatsu Yume (First Dream), 1981

NTSC, Ton, Farbe


Hatsu Yume wurde in Japan aufgezeichnet, als Bill Viola dort auf Einladung der Firma Sony hin als Künstler lebte. Hatsu Yume ist ein visuelles Gedicht, eine sich ständig wandelnde Metapher im endlosem Neubeginn, die es nie leid wird, wahrgenommen zu werden. Ein altüberlieferter Traum, in dem sich der Mensch ganz nach der Landschaft, dem Bild und einem unbeweglichen Bildberg bemißt, wo sich der Tod an der Bewegung des Lebens und wo sich das Licht an der Finsternis reibt.
Dieser "erste Traum", das neue japanisches Jahr, beginnt mit einem Sonnenaufgang und schließt in der Dunkelheit des Waldes. Der Zyklus eines Tages, zersplittert durch heterogene Zeiten und Räume, die sich entfalten und wieder zurückziehen. Bill Viola schafft ein ganzes Netz dessen, was unsichtbar ist: der Fisch, den man nachts mit einer Laterne angelt, der Mann, der in der Dunkelheit der Stadt wandelt, der Widerschein des Lichtes auf der Wasseroberfläche oder im Objektiv der Kamera, der ihn anzieht, der ihn verdammt. Bilder wie Worte vor der Sprache, Worte, die spiralförmig aufgegriffen werden, sich in das Gedächtnis eingravieren und wieder verflüchtigen, und den strengen Sinn der Metapher und des Symbols immer hinter sich lassen.
"Ich dachte an das Licht und an seine Beziehungen zum Wasser und zum Leben und auch zu seinem Gegenteil, die Dunkelheit, die Nacht und der Tod. Ich dachte an diese Städte, die voll von künstlichem Licht sind und die wir wie Zufluchtsstätten vor der Nacht gebaut haben. Im Video ist Licht wie Wasser: ein fließender Strom, der durch die Röhre eilt. Ich dachte auch an dieses Wasser, das Milieu des Fisches, und an das Licht, das Milieu des Menschen. Die Erde ist der Tod des Fisches. Die Dunkelheit ist der Tod des Menschen." 1


Stéphanie Moisdon


1 Bill Viola, Katalog Electronic Arts Intermix, New York, 1992.