Pacing Upside Down, 1969

NTSC, Ton, schwarzweiss


Die auf dem Kopf stehende, befestigte Kamera zeigt Bruce Nauman, wie er sich mit über dem Kopf ausgestreckten Armen und überkreuzten Händen mit ruckartigen Schritten um eine Zone herum bewegt, die aus einem auf dem Atelierboden aufgemalten Viereck besteht. Wie so oft in seinen Filmen und Videos mit feststehender Kamera wird der Körper des Künstlers nur teilweise gezeigt und ist immer schwerer zu erkennen, je näher er der Kamera kommt. Manchmal verschwindet er vollkommen aus dem Bildfeld und läßt den Zuschauer in einen leeren Raum blicken, in dem nur das Geräusch seiner Schritte auf seine Anwesenheit schließen läßt.
Zu Beginn der Handlung läuft Bruce Nauman einfach um das Viereck herum, doch nach und nach werden die Bewegungen immer komplizierter: er läuft in konzentrischen Kreisen, in der Diagonale, im Zickzack und in Achterschleifen durch den Raum. Die Kreise, die er mit seinen Schritten auf dem Boden zieht, erweitern sich mehr und mehr, bis er schließlich aus dem Bildfeld verschwindet, später jedoch am anderen Ende des Bildschirms wieder auftaucht. Manchmal sehen wir nur seine Füße, seine Beine oder seine Arme.
Der Künstler bewegt sich sehr schnell vorwärts. Die winzig kleinen Variationen seiner abgehackten Schritte und seine Atemlosigkeit erzeugen eine gewisse Klangschönheit. Der Raum ist erfüllt, er erzittert, er erschallt und wird zum puren Rhythmus. In einem Interview über seine Videos erläutert Bruce Nauman: "My problem was to make tapes that go on and on, with no beginning or end. I wanted the tension of waiting for something to happen, an d then you should just get drawn into the rhythm of the thing."1
Der Körper wird einer Belastungsprobe ausgesetzt. Wie eine abstrakte Figur schwebt er schwerelos im Raum vor dem verunsicherten Blick des Zuschauers. Zeit und Raum werden hier gestört und gedehnt und rufen einen vorübergehenden Orientierungsverlust hervor.
Seine Befragung über die Begriffe von Dauer und Zeit, und die Genauigkeit und Strenge seiner Arbeitsmethode sind für das Schaffen von Bruce Nauman wesentliche Elemente.

Cristina Ricupero

1 "Ich wollte Endlosvideos ohne Anfang und ohne Ende machen. Mir war an der Spannung gelegen, die entsteht, wenn man auf etwas wartet. Anschließend würde man sich vom Rhythmus der Sache mitreißen lassen." (Bruce Nauman zitiert von Jane Livingston im Katalog Bruce Nauman: Work from 1965 to 1972, Los Angeles / New York, Los Angeles County Museum of Art/The Whitney Museum of American Art, 1972, S. 26)