Open-Close, 1970
PAL, stumm, Farbe (ursprünglicher Film: Super-8)
Dieses Video, eine Montage zweier Filmsequenzen, stellt ein Schema dialektischer Gegensätze vor. Open zeigt, wie sich der Künstler mit einer Tomate selbst befriedigt. Mit diesem übriggebliebenen Symbol der Weiblichkeit bzw. diesem Objekt eines Phantasmas werden zwei Gegensätze bei der Definition einer bestimmten Art maskuliner Sexualität, die in Close näher erläutert wird, verkettet. In dieser zweiten Bildfolge wird also gezeigt, wie der Künstler die Furche zwischen seinen Gesäßhälften zugipst und durch die Handlung, die Bezug auf die eigene Person nimmt, die Ablehnung der Homosexualität materialisiert. Durch eben diese Ablehnung wird hier in der Gegenüberstellung zur Andersartigkeit und Heterosexualität die Gestaltung der individuellen Strukturierung nach Vito Acconci eingeführt.
Zwar beschreiben paradoxerweise die benutzten Objekte im ersten und später im zweiten Akt die Eigenschaften, die dem Weiblichen (rund, rot, flüssig) und dem Männlichen (fest) zugeschrieben werden, doch der andere, sei es nun ein Mann oder eine Frau, ist körperlich nicht vorhanden.
Body Art (Körperkunst) definiert sich durch das Handeln des Künstlers an seinem Körper, wobei er ein menschliches Element, das er mit anderen gemein hat, unter dem Aspekt des ihm Eigenen in einem Verhältnis zu sich selbst analysiert. Doch dieser individuelle Raum, von dem man annimmt, daß er in sich selbst abgeschlossen ist, läßt die Andersheit - obwohl sie in der Handlung im künstlerischen Sinne des Wortes nicht vorhanden ist - als ein die Psyche, die Identität strukturierendes Element wieder zum Vorschein kommen.
Im Verhältnis des Mediums gegenüber dem Thema der Onanie kommt es zu einer narrativen Störung. Sie wird durch die Emotion erzeugt, die durch den Rhythmus und die Details der gefilmten Handlung in Echtzeit zu sehen ist. Open-Close verlegt das Intime plötzlich aggressiv an einen öffentlichen Ort.
Thérèse Beyler