Proposition d'habitation, 1990

PAL, Ton, Farbe


Das Video Proposition d'habitation ist eine Gebrauchsanweisung für eine Reihe von Zellen in Form von Cockpits. Der Künstler hat sie zum eigenen Gebrauch entworfen. Es handelt sich um sechs kleine Modelle im Maßstab 1/1, die auf die Größe und Korpulenz des Künstlers zugeschnitten sind. Einfache geometrische Räume, gestrichen oder mit weißem Gips bedeckt, die keine besondere Funktion haben. Diese weißen, makellosen, geschlechtslosen Häuser laden den einzigen Darsteller, Absalon, zur Isolierung und Selbstbeobachtung ein.

Die Zellen (Prototyp einer Wohnung) sind zwischen 4 und 9 m² groß. Jede Zelle unterscheidet sich scheinbar von der anderen, enthält jedoch die gleichen Grundelemente, das lebensnotwendige Minimum, das für eine einzige Person erforderlich ist: eine Kochecke, eine Arbeitsecke – ein Tisch und ein Stuhl zum Schreiben, Lesen und Essen – ein Garderobenschrank, der auch als Bett dient, ein Regal, eine Dusche und ein WC.

Das Innere dieser "Zellen" stimmt mit dem Äußeren überein: einheitlich weiß, eingebaute Elemente. Diese Objekte, die aus Kombinationen aus Kubus und Zylinder, Viereck und Kreis bestehen, ähneln Möbeln, sind jedoch absichtlich unfunktionell.

Das Video Proposition d'habitation [Wohnvorschlag] experimentiert mit ihrer Nutzung. Es zeigt uns einen Mann, der von Kopf bis Fuß weiß angezogen ist und sich in dieser geordneten, steifen und leisen Welt bewegt. Der Darsteller des Videos benutzt seinen Körper, er beugt und streckt ihn, um diese Objekte/Möbel an sich selbst zu erfahren. Man sieht zunächst, wie er sich in einen, als Bett dienenden Halbzylinder legt, dann in ein Viereck hineingeht, das an eine Toilette erinnert, den Kopf durch einen Zylinder steckt, der aussieht, wie ein Brunnen und sich schließlich auf einen sesselartigen Halbzylinder setzt.

Die Architektur bietet seinem Körper Widerstand. Sie drängt ihm sogar bestimmte Haltungen auf, zeigt ihm den Weg und engt ihn durch seine Steife ein. Der Körper wird hier auf die Probe gestellt: er muss sich verändern, sich an die Zwänge seines Umfangs anpassen.

Die alltäglichen, banalen Gesten werden gestört und somit unlogisch und unerwartet. Der Zuschauer wird mit einem Verhalten konfrontiert, das zwischen dem Gewöhnlichen (Vertrauten) und dem Außergewöhnlichen (nicht zu Erkennenden) schwankt. Der Körper, Subjekt und Objekt, Darsteller und Material zugleich, wird zu einer abstrakten, anonymen und unendlich biegsamen Einheit, einem einfachen Subjekt, das einer objektiven Demonstration ausgesetzt wird.

Vor seinem Tod im Jahre 1993 hatte Absalon vorgehabt, seine sechs Wohnprototypen in sechs verschiedenen Städten der Welt verteilen. Er wollte in jeder Metropole einen aufstellen, sie waren für ihn ein künstlerischer Interessenspunkt, besonders Paris, Tel Aviv, Frankfurt und Zürich. Die Zellen, die eher dem Zelt und dem Wohnwagen als dem traditionellen Haus glichen, hätten ihm erlaubt, den Ort zu wechseln, ohne wirklich den Raum zu wechseln. Die hier verkörperte Häuslichkeit ist nicht sesshaft, sondern wechselhaft und mobil: eine ständige, pertinente Befragung über die Wohnung und ihre Grenzen.

Cristina Ricupero