Les Confettis, 1997

PAL, Ton, Farbe


Die Kamera ist subjektiv, in Schulterhöhe.
Die erste Sequenz beginnt in einer Fußgängerzone. Boris Achour läuft in einer Stadt und wirft ohne Unterlass Konfetti umher.
Er folgt den Fußgängern in der Straße, stellt sich an den Ausgang eines Metroaufzugs und gleitet zwischen Autos hindurch. Dabei wirft er immer wieder Konfetti in die Luft.

Seine Geste kann als eine Form versteckter Provokation wirken, ohne eine direkte Belästigung zu sein, ein sanftes Angreifen von Passanten und Autofahrern.
Die meisten Fußgänger bleiben stoisch und wenige zeigen Emotionen, höchstens ein Gefühl des Amüsements.
Am Ende seines Wegs wirft Boris Achour Konfetti auf unbewegliche Dinge oder Formen: eine Schaufensterpuppe in einem Schaufenster, ein Wagen ohne Fahrer, eine Taube, ein Graffiti an einer Wand.

Wie auch Actions-peu zeigt Confetti eine spielerische, leichte Aktion in der Stadt, wo die Handlung nichts Spektakuläres hat.
Die Fußgänger, die an Boris Achour vorbeilaufen, reagieren kaum auf seinen Amüsiervorschlag. Die Kamera spielt eine Doppelrolle. Sie ist für die Personen, die gefilmt werden, hemmend, und für den Künstler ein Schutz. Confetti wird in der Straße gefilmt, die Kamera auf der Schulter ist also deutlich sichtbar, dieses Verfahren ist eine Art, zwischen demjenigen, der filmt und denjenigen, die gefilmt werden, eine gewisse Distanz zu wahren.
Man rüttelt an einer festgelegten Ordnung: dem Vorbeiziehen der Fußgänger in der Straße und einer Geste, die aus ihrem üblichen Zusammenhang gerissen wurde, dem Werfen von Konfetti.

Konfetti wird normalerweise an Festen geworfen, entweder auf volkstümlichen Festen, wie Fasching, oder auf privaten Festen, wie Geburtstagen. Boris Achour vermischt die Gegebenheiten, die üblicherweise den Jubel eines Volksfestes bzw. die Intimität einer Privatfeier begleiten.
Was mag er in diesem Moment an diesem Ort alleine hinter seiner Kamera feiern?
Man ist geneigt zu sagen: nichts.

Der Grund seiner Geste ist weniger in der wörtlichen Interpretation als in der ironischen Verlagerung der Versuche zu sehen, die Kunst in die Straße zu bringen.
In der Logik, der Kunst ihren sakralen Charakter zu nehmen und sie dem breiten Publikum zugänglich zu machen, werden die Kunstauftritte in der Straße immer zahlreicher.
Auf diese Art und Weise, ist das Video Confetti fast eine Parodie , das unerfahrene Publikum mit einer Methode anzusprechen, die sehr direkt ist – auf die Straße gehen und die Passanten mit Konfetti bewerfen – jedoch zu einem Resultat führt, das steril erscheinen mag – dem Mangel an Reaktionen.

Über einen formal sehr spielerischen Vorschlag erscheint im Schaffen Boris Achours oft ein kritischer Aspekt, der die Pädagogik ablehnt und seine Bezugspunkte in zeitgenössischen künstlerischen Praktiken und Werken findet.

Laetitia Rouiller