Heaven, 1997

Betacam numérique PAL, couleur, son


Heaven provoziert. Dieses Video ist im Stil eines Amateurfilmers im Urlaub gedreht, und greift eine der Ikonen australischer Kultur an – die überdies zu einer fast exklusiv männlich geprägten Welt gehört - den Surfer. An einem Strand und in dessen Umgebung verfolgt Tracey Moffatt mit dem Kameraobjektiv Surfer bei ihren sportlichen Vorbereitungen. Die Tonspur liefert abwechselnd Wellengeräusche und Männergesang dazu. Der Film beginnt mit Bildern, die verdeckt aufgenommen wurden, in denen die Surfer ihre Kleidung wechseln. Schamlos beobachtet Tracey Moffatt diese männlichen Körper, die sich an- und ausziehen. Dieser voyeuristische Stil bekommt allmählich etwas von einem Flirt, sie hänselt die Typen und lockt sie an. Die Surfer antworten mit einer Mischung aus Derbheit und machohafter Schikane, verdutzt und geschmeichelt von ihrer Unverschämtheit. Tracey Moffatt amüsiert sich grossartig.Der unleugbare Erfolg dieser schelmischen Stilübung beruht auf der Ambivalenz der hervorgerufenen Gefühle: einerseits das Vergnügen, die Männer kleinzukriegen, und ein gewisses Unbehagen andererseits, denn Voyeurismus wird für gewöhnlich einem männlichem Verhalten zugeordnet. Dieses kühne Stück unterstreicht deshalb, weil es die traditionelle Darstellung des Blickes zwischen Mann und Frau umkehrt, noch lange nicht dessen Trefflichkeit; es handelt sich um keine Revanche. Sie zielt auf ein geltendes Wertesystem, das man täglich im Fernsehen, in der Werbung, usw., funktionieren sehen kann, und zwar in der allgemeinen Gleichgültigkeit. Diese Darstellungen sind nun Teil der Lebensgewohnheiten. 

Isabelle Aeby Papaloïzos